Wie ein Nazi die USA auf den Mond brachte


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Er wird als einer der großen Raketeningenieure der Geschichte erinnert, der die gigantische Saturn V-Rakete entwickelte, die in den 1960er Jahren die Apollo-Missionen der NASA zum Mond antrieb. Seine Vergangenheit als Wissenschaftler, der für das Nazi-Deutschland arbeitete, bleibt in Kontroversen gehüllt. Das ist die Geschichte von Wernher von Braun, dem brillanten Raketenwissenschaftler… und dem Kriegsverbrecher.

Frühe Arbeit in Deutschland

Wernher von Braun wurde 1912 in Deutschland geboren und hatte von klein auf eine Faszination für Astronomie und die Möglichkeiten der Raumfahrt. Als junger Mann schloss er sich dem deutschen Raketenentwicklungsprogramm unter der Leitung von Hermann Oberth an. In den 1930er Jahren begannen die Deutschen mit der Entwicklung von Langstreckenraketen, die im A-4-Raketen gipfelten. 1937 konsolidierte das Nazi-Regime die Raketenentwicklung unter dem Heeresforschungszentrum in Peenemünde. Von Braun wurde der technische Leiter dieses Programms und überwachte die Entwicklung der flüssigkeitsbetriebenen A-4-Rakete. Die A-4 hatte eine Reichweite von etwa 280 Kilometern und wurde während des Zweiten Weltkriegs als V-2-Rakete bekannt. Zwischen September 1944 und März 1945 feuerte Deutschland über 3.000 V-2-Raketen gegen Alliierte Nationen ab, was zu Tausenden von zivilen Todesopfern führte.

Geheime Ankunft in Amerika im Rahmen der Operation Paperclip

Mit dem bevorstehenden Untergang des Nazi-Deutschlands ergaben sich von Braun und über 100 weitere deutsche Raketenspezialisten 1945 heimlich den Amerikanern. Im Rahmen der Operation Paperclip brachten die Vereinigten Staaten sie nach Amerika, um an Militärprogrammen zu arbeiten und zu verhindern, dass die Raketen-technologie in sowjetische Hände fiel. Von Braun und seine Kollegen kamen im September 1945 unter militärischer Aufsicht in Fort Strong bei Boston an. Sie wurden dann zum White Sands Proving Ground in New Mexico gebracht, wo von Braun beim Zusammenbau und Start von aus Deutschland erbeuteten V-2-Raketen half. Den deutschen Wissenschaftlern wurde in den späten 1940er Jahren nach und nach mehr Freiheit gewährt, im Austausch für ihre technische Unterstützung bei amerikanischen Raketenprogrammen.

Führung des amerikanischen Raumfahrtprogramms

Im Jahr 1950 wurde von Brauns Team zum Army Ballistic Missile Agency in Huntsville, Alabama, versetzt. Als technischer Leiter überwachte von Braun die Entwicklung der ballistischen Rakete Jupiter der Armee sowie den Start des ersten US-Satelliten, Explorer 1, im Jahr 1958. Nach dem Start von Sputnik wurden von Braun und sein Team 1960 in das neu geschaffene NASA versetzt. Dort war er Direktor des Marshall Space Flight Center der NASA, wo er die Entwicklung der Saturn-Familie von Schwerlastraketen leitete, die entwickelt wurden, um massive Nutzlasten ins All zu bringen. Das Apollo-Programm, um Menschen auf den Mond zu bringen, erforderte eine riesige neue Rakete. Unter der Leitung von von Braun entwickelte das Marshall Center die Saturn V. Die Saturn V war eine dreistufige Rakete, die 111 Meter hoch war und immer noch die leistungsstärkste Rakete ist, die je gebaut wurde.

Antrieb von Apollos Mondmissionen

Die Saturn V startete zwischen 1967 und 1973 erfolgreich 13 Mal. Der Höhepunkt war die Saturn V-Rakete, die im Juli 1969 Apollo 11 startete und die Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins zum Mond brachte. Am 20. Juli 1969 landeten Armstrong und Aldrin auf dem Mond, und Armstrong betrat als erster Mensch die Mondoberfläche. Insgesamt ermöglichten Saturn V-Raketen sechs Apollo-Missionen, auf denen Astronauten zwischen 1969 und 1972 auf dem Mond landeten. Der Erfolg dieser Missionen war zu einem großen Teil auf die mutige Vision und die technische Exzellenz von Wernher von Braun und seinem Team zurückzuführen. Über 410.000 Arbeiter trugen dazu bei, aber von Braun lieferte die entscheidende Führung bei der Entwicklung der für die Mondlandungen erforderlichen riesigen Rakete.

Tod und Vermächtnis

Wernher von Braun starb am 16. Juni 1977 im Alter von 65 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs, der nach seiner Diagnose früher im Jahr rapide fortschritt. Er starb in Alexandria, Virginia, wo er sich nach seinem Ausscheiden aus der NASA im Jahr 1972 niedergelassen hatte, obwohl er als Berater eine einflussreiche Figur in der Luft- und Raumfahrtindustrie blieb. Von Brauns zunehmend schlechter Gesundheitszustand wurde größtenteils privat gehalten, daher kam sein Tod überraschend, als er breit in den Nachrichten gemeldet wurde. Nachrufe reflektierten sowohl seine Beiträge zur Raumfahrterkundung als auch die moralischen Kontroversen seiner Vergangenheit. Präsident Carter erkannte an, dass die Nation einen „großen Pionier der Raumfahrttechnologie“ verloren hatte. Er wurde auf dem Ivy Hill Cemetery in Alexandria beerdigt, und sein Grabstein trägt einen Verweis auf Psalm 19:1, der lautet: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes; und die Feste verkündet seiner Hände Werk.“ Dieses poetische Epitaph fasst zusammen, wie von Brauns Lebenswerk die Reichweite der Menschheit in den Himmel durch seine wegweisende Raketen-technologie erweiterte.

Kontroverse um von Brauns Vergangenheit

Bis zu seinem Tod im Jahr 1977 blieb von Braun eine hoch einflussreiche Figur im amerikanischen Raumfahrtprogramm. Er war auch eine der umstrittensten Figuren aufgrund seiner prominenten Rolle bei der Entwicklung von Raketen für Hitlers Regime, die zum massiven Tod und zur Zerstörung führten. Von Brauns Mitgliedschaft in der NSDAP und der SS bleibt trotz seiner Behauptungen, dass er keine Wahl hatte, wenn er in den 1930er Jahren Raketenforschung betreiben wollte, problematisch.

Das Fazit

Während Wernher von Braun seine technische Brillanz in das amerikanische Raumfahrtprogramm einbrachte, wurde seine problematische Vergangenheit während seines Lebens weitgehend vertuscht und ignoriert. Es gab keine Kriegsverbrechen-Anklagen, und er wurde als Raumfahrtpionier gefeiert. Aber die Geschichte muss ihn im vollen Kontext beurteilen, sowohl für seine Beiträge als auch für seine moralischen Fehler im Nazi-Deutschland. Das Vermächtnis von Wernher von Braun ist geprägt von diesem komplexen Zusammenspiel von Raumfahrttechnik-Exzellenz und moralischer Ambiguität.